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Erster Bremer Feldtag - Alternativen im Pflanzenschutz

Feldtagbesucher:innen vor den vorgeführten Maschinen (Foto: Christian Kluge)

Der erste Bremer Feldtag fand am 11.05.2023 auf dem Acker vom Hof Stackkamp in der Mahndorfer Marsch statt. Der Landwirt Eckart Hoehne nimmt an zwei Modellprojekten des Ressorts zur Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln teil.

Dazu begrüßte die Abteilungsleiterin Marion Langenbach rund 30 Interessierte, um eine Feldbegehung zur Versuchseinstellung und den ersten Ergebnissen auf dem Winterweizen- und Rapsschlag durchzuführen.

Die "Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie" - was verbirgt sich hinter diesem etwas sperrigen Titel? Zu aller erst das Bestreben des Landes Bremen weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Hinzu kommt der Vorstoß der EU, den Pflanzenschutzmitteleinsatz EU-weit um 50 % zu reduzieren. Wie ließe sich eine Reduzierung praktisch durchführen, ohne die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und die Existenz der Landwirtschaft zu gefährden? Die Beantwortung dieser Frage ist das zentrale Ziel der "Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie", betont Marion Langenbach.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist beauftragt gemeinsam mit zwei Bremer Betrieben modellhaft verschiedene Methoden und Maßnahmen zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Ackerbau zu testen. In Niedersachsen nehmen weitere 6 Modellbetriebe an der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie teil, so dass ein Austausch über die Ländergrenzen hinaus stattfindet.
Auf dem Winterweizenschlag von Eckart Hoehne wurde die Cameleon von dem Betriebsleitern Beke Gredner und Steffen Osmers mit ihren variablen Einsatzmöglichkeiten an unterschiedliche Anbausysteme und verschiedene Arbeitsgänge wie Säen, Unkrauteggen, Reihenhacken, Eggen, Düngen und verschiedene Kombinationsdurchgänge demonstriert. Des Weiteren wurde ein Striegel, der in der ökologischen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken ist, eingesetzt.

Dorothee Lüken von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte den Winterrapsversuch mit zwei verschiedenen Rapssorten vor. "Die Wahl gesunder bzw. toleranter oder resistenter Sorten ist Teil des integrierten Pflanzenschutzes und kann zur Einsparung von Fungiziden oder Insektiziden beitragen. In Kombination mit Untersaaten oder mechanischen Verfahren der Unkrautbekämpfung kann auch bei Herbiziden der Einsatz reduziert werden", erläutert Dorothee Lüken. Hierzu wurden verschiedene Fragen mit den teilnehmenden Landwirt:innen diskutiert: "Welches PSM-Einsparpotenzial können solche Sorten im Raps bieten? Wie erfasse ich am effektivsten den Schädlingsdruck auf meiner Fläche? Kenne ich die relevanten Schädlinge und Nützlinge gut genug?" Anhand der lebhaften Diskussion konnten Aspekte aufgezeigt werden, die für die weitere Ausgestaltung der Pflanzenschutz-Reduzierungsstrategie zentral sind.

"Ich freue mich, dass alle Beteiligten in diesem Projekt so engagiert und kooperativ zusammenarbeiten und wir gemeinsam das Ziel verfolgen, Lösungen für gesunde Pflanzenbestände bei einer Reduktion von Pflanzenschutzmitteln zu schaffen“, sagt Christian Kluge, Geschäftsführer des Bremischen Landwirtschaftsverbandes.

Feldtagbesucher:innen vor den vorgeführten Maschinen (Foto: Christian Kluge)

Das zweite Modellprojekt „Betriebspartnerschaften zur Entwicklung von Strategien zur Pflanzenschutzmittelreduktion im Acker- und Ackerfutterbau in Bremen“ (kurz: Betriebspaare Bremen) befindet sich in der ersten Anbauperiode. Projektcoach Hans Tüllmann vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN) begleitet die Betriebe und erhebt Daten zu Erträgen und Wirtschaftlichkeit. Gemeinsam mit sechs landwirtschaftlichen Betrieben soll herausgefunden werden, wie sich die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln auf konventionell bewirtschafteten Ackerflächen auf die Bestände und Erträge in Bremen auswirkt. Das Projekt bietet den beteiligten Landwirt:innen die Möglichkeit ökologische Bewirtschaftungsweisen auszuprobieren und voneinander zu lernen. Für die Umsetzung wurden in Bremen drei Betriebspartnerschaften gebildet. Für die Dauer von drei Jahren arbeiten jeweils ein konventionell mit einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb zusammen. In Anlehnung an das bereits in Niedersachsen laufende Projekt “Förderung von Insekten im Ackerbau“ (FINKA) wird auf ausgewählten Versuchsflächen der Landwirte untersucht, inwieweit sich eine Reduktion von Herbiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Unkräuter) und Insektiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Insekten) über drei Jahre auf den Ertrag und somit die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Hierzu wurde auf den konventionellen Betrieben je eine Maßnahmenfläche, auf der auf Insektizide und Herbizide verzichtet wird und eine Vergleichsfläche mit betriebsüblicher Bewirtschaftung angelegt.

Feldschilder Betriebspaare Bremen
Die Projektflächen können jederzeit besichtigt werden. Dafür wurden an jedem Feld Schilder aufgestellt, die über die Projekte und die teilnehmenden Betriebe genauer informieren. Am 18.04.2033 traf sich ein Teil der Projektbeteiligten am Feld von Jürgen Drewes in Oberneuland. Es wurde ein Feldschild aufgestellt, auf dem Interessierte vor Ort nachlesen können, was auf dem Acker passiert.

Aufstellung des Feldschildes auf der Versuchsfläche von Jürgen Drewes. Mit dabei (v.l.) Sara Kuschnereit (KÖN), Ingo Stelljes-Subarew (Öko-Landwirt), Jürgen Drewes (konv. Landwirt), Hans Tüllmann (KÖN) und Lena Förster (Projektleiterin bei SKUMS), (Foto: KÖN)

Im Herbst letzten Jahres hat der Landwirt hier Wintertriticale eingesät. Die Triticale passe ganz gut in die Futterration für seine Milchkühe, so Jürgen Drewes. Außerdem wäre sein Boden hier eher für Triticale geeignet, als für einen anspruchsvolleren Weizen.

Ingo Stelljes-Subarew ist im Projekt der ökologisch wirtschaftende Partnerbetrieb von Jürgen Drewes. Zusammen behalten die beiden Landwirte den etwa 3 ha großen Acker im Blick. Während Jürgen Drews auf der einen Hälfte mit betriebsüblichen Pflanzenschutzmaßnahmen den Unkräutern entgegenwirkt, setzt Ingo Stelljes-Subarew auf der anderen Hälfte Bodenbearbeitungsgeräte, wie zum Beispiel einen Striegel ein, um die Unkräuter zu beseitigen.

„In diesem Wuchsstadium der Triticale kann die Pflanze die mechanische Beanspruchung gut ab, sodass der Striegel mit hohem Zinkendruck eingesetzt werden kann. Das steigert die Effektivität und begünstigt sogar die Bestandsentwicklung“, so Stelljes-Subarew.“

Abbildung 5 Ingo Stelljes-Subarew beim Striegeln der Versuchsfläche (ohne Pflanzenschutzmitteleinsatz) (Foto: KÖN)