Geschlechtergerechtigkeit ist ein gesellschaftlicher Wert, der die Wissenschaftspolitik ebenso wie die Hochschulen als staatliche Einrichtungen mit gesellschaftlicher Verantwortung zur Umsetzung verpflichtet.
Das Land Bremen hat deshalb in seinem Wissenschaftsplan 2025 Geschlechtergerechtigkeit als einen wichtigen Schwerpunkt für seine Wissenschaftspolitik gesetzt.
Auch in den mit den landesbremischen Hochschulen geschlossenen Umsetzungsvereinbarungen zum Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken ist die Geschlechtergleichstellung als eines von vier Schwerpunktfeldern gesetzt.
Deutschlandweit hat im Verlauf der vergangenen Jahre der Frauenanteil in der Wissenschaft auf allen Qualifikations- und Karrierestufen kontinuierlich zugenommen. Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung ist es nach wie vor so, dass der Frauenanteil mit jeder Stufe der Karriereleiter nach Abschluss des Studiums sinkt. Während das Verhältnis von Frauen und Männern bei den Studienanfänger:innen und auch bei den Studienabschlüssen noch relativ ausgewogen ist, kommt es ab der Stufe der Promotionen zu einem Ungleichgewicht mit Unterrepräsentation der Frauen. Bei den Professuren beträgt der Frauenanteil deutschlandweit nur 27,2 % (2021).
Der Frauenanteil an den Professuren an den bremischen Hochschulen liegt mit 28,7% (2021) sogar leicht über dem bundesweiten Durchschnitt. Dennoch ist mit Blick auf eine paritätische Verteilung von Frauen und Männern als Ausdruck gleichberechtigter Chancen und Zugänge im Wissenschaftssystem in Deutschland und im Bundesland Bremen noch einiges zu tun.
Neben der erfolgreichen Teilnahme der landesbremischen Hochschulen am Professorinnenprogramm, ein gemeinsames Förderprogramm von Bund und Länder zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft, setzt das Land Bremen u.a. mit der Genderoffensive Hochschulen zusätzliche Akzente auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen.
Die Bremer Genderoffensive Hochschulen ist eine Initiative des Wissenschaftsressorts im Dialog mit den landesbremischen Hochschulen und gleichstellungspolitischen Akteurinnen wie der Zentralstelle der Landesfrauenbeauftragten (ZGF). Im November 2022 startete die Genderoffensive mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung im Haus der Wissenschaft.
Das Ziel der Genderoffensive ist es, Geschlechtergerechtigkeit als gesellschaftlichen Wert stärker als bisher in den bremischen Hochschulen zu verankern. Dafür nimmt die Genderoffensive sowohl strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in den Blick, als auch das Selbstverständnis der einzelnen Hochschul-Mitglieder sowie die Hochschulkultur als Ganzes. Im Kern geht es darum, strukturelle Hürden im Hochschulsystem abzubauen, wie auch stereotype Gewohnheits- und Denkmuster aufzubrechen, so dass Frauen und Männer auf allen Karrierestufen und über alle Hochschulbereiche gleichberechtigt teilhaben können.
Begleitet wird die Genderoffensive durch eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Zentralen Frauenbeauftragten (BremHG) und gleichstellungspolitischen Vertreterinnen der Hochschulen sowie Vertreterinnen des Wissenschaftsressorts und der ZGF. Als zentrale Handlungsfelder bearbeitet die Genderoffensive zunächst drei Schwerpunktthemen:
Geschlechtergerechte Berufungs- und Auswahlverfahren: Berufungsverfahren bieten häufig ein Einfallstor für Geschlechterungerechtigkeit. Hier gilt es die Geschlechtersensibilisierung weiter zu stärken und die institutionellen und strukturellen Rahmenbedingungen (z.B. Zusammensetzung der Berufungskommissionen) so auszubauen, dass sich der Frauenanteil an Professuren weiter in Richtung Parität erhöht.
MINT und Frauen: Im MINT-Bereich sind Frauen noch stark unterrepräsentiert, und zwar auf allen Ebenen. Auch hier spielen Geschlechterstereotype oder tradierte Geschlechterrollen eine große Rolle, die es aufzubrechen gilt.
Gender & Diversity: Gender und Diversity sind zwei zentrale Querschnittsthemen, die sich nicht nur inhaltlich, sondern auch auf der strukturellen und organisatorischen Ebene zueinander verhalten müssen.
Der Senat der Freien und Hansestadt Bremen hat im Herbst 2022 die Durchführung einer Studie zum Gender Pay Gap an den landesbremischen Hochschulen und den außerhochschulischen Forschungseinrichtungen beschlossen und die Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft (ehemals die Senatorin für Wissenschaft und Häfen) mit der Ausschreibung und Koordination der Studie beauftragt.
Die Studie zum Gender Pay Gap in der Bremer Wissenschaft stellt einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer gendergerechten Entlohnung dar. Sie soll zum einen eine fundierte Informationsgrundlage bilden, um mögliche Ungleichheiten in der Entlohnung zu erkennen, und zum anderen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten, um dem Gender Pay Gap entgegenzuwirken. In der Studie sollen alle Statusgruppen (Professuren, akademischer und künstlerischer Mittelbau, Mitarbeiter:innen in Technik und Verwaltung) berücksichtigt werden.
Der Auftrag zur Durchführung der Studie wurde im Oktober 2023 an die Firma Prognos vergeben. Die Ergebnisse werden im Herbst 2025 vorliegen.