Auf dem Gelände des Bremer Flughafens wurden Boden- und Grundwasserverunreinigungen mit sogenannten per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) nachgewiesen. Der Bremer Flughafen veranlasste die Überprüfung auf diese bis vor wenigen Jahren nur selten untersuchte Stoffgruppe aufgrund von Berichten über PFAS-Verunreinigungen an anderen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Verursacht wurden die Verunreinigungen durch PFAS-haltige Löschschäume und deren jahrzehntelange Verwendung in Funktionsprüfungen von Löscheinrichtungen und Feuerlöschübungen auf zwei Arealen des Flughafengeländes. Von diesen ausgehend haben sich Spuren dieser sehr mobilen Schadstoffe zunächst unbemerkt über das Entwässerungssystem des Flughafengeländes und die Grollander Ochtum sowie deren Seitengräben bis in die Huchtinger Ortsteile Grolland und Mittelshuchting, den Neustädter Ortsteil Neuenland sowie die Stadtteile Woltmershausen, Strom und Seehausen ausgebreitet. Der Großteil der Schadstoffe befindet sich allerdings auf dem Gelände des Flughafens in Neuenland sowie im Grolland, sodass die anderen Stadt- und Ortsteile lediglich indirekt durch geringe Mengen in der Grollander Ochtum, den Entwässerungsgräben sowie im Oberboden betroffen sind. Aufmerksam auf das Maß der Schadstoffausbreitung wurde die Umweltbehörde durch Messungen in Fischen. Im Gegensatz zu den eher mäßigen Schadstoffkonzentrationen im Oberflächengewässer zeigen die Fische teilweise sehr hohe Belastungen, was auf eine deutliche Anreicherung im Muskelfleisch und in noch stärkerem Maße in den Organen zurückzuführen ist.
Nach einer Eingrenzung der Schadensbereiche und umfangreichen Untersuchungen über Konzentration, Ausbreitung und Verhalten der Schadstoffe in Boden, Grundwasser und Oberflächengewässern ist der Flughafen Bremen in enger Abstimmung mit der Umweltbehörde dabei, durch gezielte Sanierungsmaßnahmen auf dem Flughafengelände eine weitere Schadstoffausbreitung zu verhindern.
Die Untersuchung auf die Belastung von Fischen der Ochtum und Grollander Ochtum ergab eine deutliche Anreicherung von PFOS im Muskelfleisch. Das Fachreferat Lebensmittelsicherheit der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz (SGFV) rät daher in Abstimmung mit den anderen zuständigen Fachbehörden vom Verzehr der Fische ab.
Genauere Hinweise lassen sich aus der Verzehrempfehlung der SGFV entnehmen, die auf der Internetseite der SGFV zu finden sind.
Außerdem sollte bei der Gartenbewirtschaftung auf die Bewässerung mit Grabenwasser aus den an die Grollander Ochtum angeschlossenen Gräben verzichtet werden, um die Ausbreitung der Schadstoffe und damit eine potentielle Belastung von Boden und Nutzpflanzen zu verhindern. KleingartennutzerInnen östlich der Grollander Ochtum, deren Grundstück sich näher als 80 m an der Grollander Ochtum befindet, sollten außerdem das Grundwasser so weit möglich nur dann zur Bewässerung nutzen, sofern keine andere Bewässerungsmöglichkeit zur Verfügung steht.
Im Mai 2019 und April 2020 wurden an die BewohnerInnen und GartennutzerInnen der betroffenen Gebiete Hauswurfsendungen verteilt, in denen aktuelle Empfehlungen bezüglich des Nutzungsverhaltens sowie eine Kurzfassung der Untersuchungsergebnisse noch einmal nachgelesen werden können. Hauswurfsendung Mai 2019 (pdf, 280.2 KB) und Hauswurfsendung April 2020 (pdf, 374.6 KB).
In Bezug auf die Belastung des Oberbodens aufgrund der Bewässerung mit Grabenwasser bzw. das Aufbringen von Grabensediment ist zu sagen, dass die Werte sich überwiegend in der gleichen Größenordnung bewegen wie diejenigen (pdf, 1.2 MB), die von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg in Böden des ländlichen Raumes abseits bekannter PFAS-Schadensfälle gemessen wurden. Die Werte im Bremer Untersuchungsgebiet sind also vergleichbar mit der bereits bestehenden allgemeinen Hintergrundbelastung, die sich vielerorts durch die langjährige Verwendung von PFAS ergibt. Obwohl die Böden in Bremen noch nicht auf diese allgemeine Hintergrundbelastung getestet wurden, ist aufgrund der ubiquitären, das heißt flächendeckenden, Verbreitung von PFAS anzunehmen, dass die Messwerte in einem ähnlichen Bereich lägen. Um einer möglichen Aufnahme der Schadstoffe durch Nutzpflanzen entgegenzuwirken, wird vorsorglich davon abgeraten, das Grabensediment auf Beete aufzubringen.
Im August, September und November 2019 wurden in drei Staffeln 50 Obst- und Gemüseproben aus insgesamt zwölf verschiedenen Haus- und Kleingärten im Stadtteil Grolland entnommen. Beprobt wurden dabei vorwiegend Gärten, bei denen Grabenwasser zum Gießen genutzt und bereits PFAS-Verbindungen im Boden nachgewiesen worden waren. Es wurden Obst- und Gemüsesorten untersucht, die als Stellvertreter ein breites Spektrum verschiedener Gruppen abdecken (z. B. Blattgemüse, Wurzelgemüse, Beerenobst, Kernobst usw.) oder von denen große Mengen verzehrt werden (z. B. Äpfel, Kartoffeln).
Die 50 untersuchten Obst- und Gemüseproben weisen für die weit überwiegende Zahl der gemessenen PFAS-Verbindungen Gehalte unterhalb der Bestimmungsgrenzen der angewandten Messmethode auf. Dies bedeutet, dass die Gehalte so niedrig liegen, dass sie mit der derzeit verfügbaren Analytik nicht genau zu bestimmen sind. Die Untersuchungsergebnisse können dem Bericht der SGFV entnommen werden, der auf der Internetseite der SGFV zu finden ist.
Da eine PFAS-Anreicherung in an den belasteten Oberflächengewässern grasenden Weidetieren nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden diese in enger Abstimmung mit den niedersächsischen und bremischen Fachbehörden auf PFAS untersucht. Die Ergebnisse wurden im Abschlussbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz veröffentlicht, der auf der Internetseite der SGFV zu finden ist.
Da die routinemäßige Untersuchung von Obst und Gemüse auf PFAS noch nicht gängige Praxis ist, gibt es in Bezug auf die Analytik im Spurenbereich vor allem bei bestimmten Obst- und Gemüsesorten noch Schwierigkeiten. Die Analysemethoden werden allerdings derzeit weiterentwickelt, sodass zukünftig mit genaueren Ergebnissen gerechnet werden kann.
Weitere Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen rund um die PFAS-Belastung im Ochtumgebiet und ihre Auswirkungen auf die BewohnerInnen und GartennutzerInnen in den betroffenen Gebieten gibt der von einer ressortübergreifenden Arbeitsgruppe erarbeitete und bei Vorliegen neuer Erkenntnisse aktualisierte Fragenkatalog, der auf der Internetseite der SGFV veröffentlicht wurde.
PFAS ist die Abkürzung und der Oberbegriff für die Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Kohlenwasserstoffe, die insgesamt mehr als 3.000 Einzelstoffe umfasst. Für den PFAS-Schaden in Bremen ist der Einzelstoff Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) besonders relevant, da er bis zu seinem Verbot die Hauptsubstanz in PFAS-haltigen Feuerlöschmitteln darstellte und folglich auch den größten Anteil der nachgewiesenen PFAS-Verbindungen am Flughafen und in den betroffenen Stadtteilen ausmacht.
Grundsätzlich bestehen PFAS aus einer Kohlenstoffkette, deren Wasserstoffatome entweder vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Diese Kohlenstoff-Fluor-Verbindung gilt als die stabilste organische Verbindung überhaupt. Je nach Länge der Kohlenstoffkette und damit einhergehender unterschiedlicher chemischer Eigenschaften werden sie in kurz- oder langkettige PFAS-Verbindungen unterschieden. Die kurzkettigen Verbindungen sind hydrophil („wasserliebend“), sodass sie eher in wässrigen Medien zu finden und aufgrund ihrer geringen Adsorptionsfähigkeit sehr mobil sind. Langkettige PFAS-Verbindungen hingegen können besser an Feststoffe binden und sind somit immobiler und leichter nachweisbar. Beide Gruppen der PFAS kommen nicht natürlicherweise in der Umwelt vor, sondern sind ausschließlich anthropogenen (also menschlichen) Ursprungs und wurden für verschiedenste Verbraucherprodukte und technische Anwendungen synthetisiert. Aufgrund ihrer chemischen Stabilität und ihres synthetischen Ursprungs gelten PFAS weder als biotisch (durch Mikroorganismen) noch abiotisch (durch chemische Umwandlungsprozesse) abbaubar. Die Verbindungen können erst durch Erhitzen mit einer Temperatur von über 1.100 °C vollständig zerstört werden.
Die hohe Persistenz und Hitzebeständigkeit sowie ihre wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften förderten den Gebrauch von PFAS in unterschiedlichen Einsatzbereichen. So werden PFAS bisher sowohl in Alltagsgegenständen wie antihaftbeschichteten Kochutensilien, Outdoorausrüstungen oder Verpackungsmaterialien als auch in der Metall-, Papier- und Erdölindustrie eingesetzt. In Industrie und Gewerbe werden Perfluorverbindungen oft in der Form von Polytetrafluorethylen (PFTE) eingesetzt, das unter dem Handelsnamen Teflon® bekannt ist. Im Baugewerbe wird es u.a. zum Schutz von Fassaden und Oberflächen vor Witterungseinflüssen genutzt, im Chemieanlagenbau als Auskleidungswerkstoff für Leitungen oder Gefäße, in der Elektrotechnik für Ummantelungen oder Isolierungen. Selbst in der Medizin findet es Anwendung in Form von Implantaten und Prothesen. Durch diesen weit verbreiteten Einsatz sind PFAS-Verbindungen mittlerweile ubiquitär (= überall) in der Umwelt zu finden. Eine Studie der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) über das Vorkommen von PFAS-Verbindungen in Böden des ländlichen Raumes ergab eine allgemeine Hintergrundbelastung dieser Böden durch diffuse atmosphärische Ablagerung von PFAS. Das bedeutet, dass durch das ubiquitäre Vorkommen von PFAS auch ohne einen konkreten Schadensfall vielerorts eine Bodenbelastung mit diesen Stoffen vorliegt.
Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA, das A in der Abkürzung steht für acid = Säure) machen zusammen den größten Teil der gemessenen PFAS am Flughafen und den angrenzenden Bereichen aus und werden daher im Folgenden noch einmal beschrieben. PFOS stellte bis zu ihrem Verbot die Hauptsubstanz in PFAS-haltigen Feuerlöschmitteln dar und macht daher auch den größten Anteil der nachgewiesenen PFAS-Verbindungen im Ochtumgebiet aus. Zusammen mit PFOA wird PFOS als Leitsubstanz für PFAS-Verbindungen verwendet und für die human- und umwelttoxikologische Bewertung herangezogen. Auch bei den Untersuchungen am Flughafen und in Grolland dienen diese beiden Einzelstoffe als Leitparameter.
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PFOS wird zudem gemäß EU-Richtlinie 2006/122/EG als sogenannte PBT-Substanz (persistent, bioakkumulativ und toxisch) eingestuft. Das bedeutet, dass PFOS gegenüber biologischem oder chemischem Abbau beständig ist, sich in Organismen anreichern und dort Schaden zufügen kann. Vorwiegend über die Nahrungskette kann die Substanz in den menschlichen Organismus gelangen, wo sie sich vor allem in Organen wie Leber und Niere anreichert. Es gibt zudem Hinweise auf krebserzeugende und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften von PFOS.
Seit 2006 gilt auf Grundlage der EU-Richtlinie 2006/122/EG ein EU-weites Verbot für PFOS, das 2007 ebenfalls in Deutschland durch die Chemikalienverbotsverordnung (ChemVerbotsV) und die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) umgesetzt wurde. Im Jahr 2010 wurde PFOS in die EU-Verordnung 757/2010/EU aufgenommen, die die Herstellung und Verwendung sogenannter POP (Persistent Organic Pollutants = beständige organische Schadstoffe) reguliert. Hiernach ist PFOS als solches sowie in Stoffen und Gemischen bis auf wenige Ausnahmen und bestimmte Maximalkonzentrationen verboten. Für Löschmittel galt bis Juni 2011 eine Übergangsregelung, die die Verwendung von Restbeständen erlaubte, sofern die Produkte bis zum 27.12.2006 in Verkehr gebracht worden waren.
Weiterführende Informationen:
Grundsätzliche Informationen zu PFAS bieten das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie das Umweltbundesamt (UBA):
Seit Beginn der 1970er Jahre wurden PFAS in Löschmitteln verwendet. Diese bestehen in unterschiedlicher Zusammensetzung aus einem Füllgas (vorrangig Luft), Wasser sowie einem Schaummittel und können für die Bekämpfung von Feststoff- und Flüssigkeitsbränden eingesetzt werden. PFAS sind insbesondere in den sogenannten AFFF-Löschschäumen (Aqueaus Film Forming Foams, auch als A3F bezeichnet) enthalten, die primär gegen brennende Flüssigkeiten wie Öl oder mit Alkohol versetzte Kraftstoffe eingesetzt werden. Die enthaltenen PFAS (in diesem Fall Perfluortenside) besitzen ein hydrophiles (= Wasser anziehendes) sowie ein hydro- und lipophobes (= Wasser und Fett abstoßendes) Ende. Dadurch können sie sich an einem Ende mit den Wassermolekülen verbinden, während das andere Ende sich weder mit öligen noch wässrigen Substanzen mischt. Über die brennende Flüssigkeit legt sich damit beim Löschen ein feiner Film, der den Brand erstickt und außerdem einen kühlenden Effekt hat. Aufgrund der besonderen Eigenschaften von PFAS besteht eine gewisse technische Notwendigkeit, diese auch weiterhin in Löschmitteln einzusetzen. Allerdings werden heutzutage statt perfluorierter überwiegend polyfluorierte Verbindungen in möglichst geringen Konzentrationen verwendet. Zu Übungszwecken werden seit einigen Jahren nur noch völlig fluorfreie Löschmittel verwendet. Dieser Praxis folgt auch der Flughafen Bremen.
Eine von der Umweltbehörde in Auftrag gegebene historische Recherche von 2014 über die Verwendung PFAS-haltiger Löschmittel in Bremen sowie eine historische Erkundung über die Verwendung speziell am Bremer Flughafen von 2015 ergaben, dass Löschschäume mit PFAS lediglich von der Werksfeuerwehr des Flughafens zu Übungszwecken eingesetzt wurden. Der Zeitraum der Verwendung besagter Löschmittel konnte nicht vollständig eingegrenzt werden, weshalb auch die eingesetzte Menge nicht genau beziffert werden kann. Über den Zeitraum vor 1983 ist lediglich bekannt, dass PFAS-haltiger Löschschaum verwendet wurde. Ab dem Jahr 1983 allerdings sind die beschafften und eingesetzten Mengen Löschmittel durchgehend dokumentiert. So ergaben die Recherchen, dass in den Jahren von 1983 bis 2006 geschätzte 34.000 Liter Löschschaum verwendet wurden. Es handelte sich um damals handelsübliche Produkte mit 1-5 % PFAS-Verbindungen, von denen PFOS den größten Anteil ausmachte. Demnach kamen in den 23 Jahren hochgerechnet etwa 345 bis 1.725 Liter PFAS zum Einsatz. Die Verwendung von PFOS in Löschmitteln wurde 2006 verboten (ausgenommen davon sind allerdings Schäume mit einer PFOS-Konzentration von höchstens 0,001 Gewichtsprozent). Seit dem Verbot werden statt PFOS andere PFAS-Verbindungen wie PFOA in Löschmitteln verwendet. Zwischen 2006 und 2018 wurden am Bremer Flughafen noch 9.000 Liter Schaum mit insgesamt 90-450 Litern PFAS eingesetzt.
Die Werksfeuerwehr des Flughafens führte einmal jährlich gesetzlich vorgeschriebene Großübungen durch, bei denen u.a. ein brennendes Fahrzeugwrack zu Übungszwecken gelöscht wurde.
Im Rahmen von monatlichen Funktionsprüfungen der Löschfahrzeuge wurden deren Schaumdüsen sowie das Verhalten des für den Notfall vorrätigen Schaumes in den Löschfahrzeugen überprüft. Bei diesen Prüfungen wurden jedes Mal ca. 50 Liter Schaum für jeweils vier Fahrzeuge eingesetzt, sodass bei den Funktionsprüfungen geschätzte 200 Liter Löschschaum pro Monat verwendet wurden.
Die jährlichen Großübungen der Werksfeuerwehr fanden im markierten Bereich „Feuerwehr-Übungsplatz“ statt (siehe Karte). Die dort eingesetzten Löschmittel wurden je nach Windverhältnissen hauptsächlich in nordöstlicher Richtung über die betonierte Fläche des Übungsplatzes und die umgebenden Wiesen verdriftet. Im Bereich des Übungsplatzes finden sich Belastungen von > 10.000 µg PFAS / kg Trockensubstanz im Oberboden. Auch für die Funktionsprüfungen im Bereich „Durchführung Schaumproben“ (siehe Karte) ist anzunehmen, dass der verwendete Schaum dort flächig in den Boden gelangte.
Das Flughafengelände ist von einem Netz aus teilweise schon sehr alten Kanälen und Versickerungsdrainagen durchzogen, welches über das Pumpwerk Ochtum in die Grollander Ochtum entwässert. Der bei den Löschübungen und Funktionsprüfungen im Boden versickerte Schaum gelangte zunächst in dieses Entwässerungssystem. Ein Teil der Löschmittel und darin enthaltenen PFAS sickerte ins Grundwasser und breitete sich mit der Grundwasserfließrichtung sehr langsam in nördlicher Richtung aus. Die Belastungssituation des Grundwassers weist im Bereich des Feuerwehrübungsplatzes teilweise > 1.000 µg PFAS/L in einer Tiefe bis zu 6,5 m auf, allerdings sinken diese Konzentrationen mit zunehmender Tiefe und Entfernung vom Eintragsherd sehr stark auf unter 1 µg / L ab.
Über das Pumpwerk Ochtum werden zwar nur ebenfalls geringe Konzentrationen in die Grollander Ochtum eingetragen, dies jedoch vermutlich seit vielen Jahren. Die Untersuchungen der Grollander Ochtum auf PFAS geschahen an verschiedenen Messstellen und einen Zeitraum von mehreren Jahren, wie die Messwerte der Oberflächengewässer (pdf, 55.3 KB) zeigen.
Im Folgenden sind die prozentualen Verteilungen der PFAS-Einzelsubstanzen in der Grollander Ochtum dargestellt, von denen PFOS deutlich den größten Anteil ausmacht. Dies ist damit zu erklären, dass PFOS vor ihrem Verbot 2006 die Hauptsubstanz in PFAS-haltigen Löschmitteln darstellte.
Im Zuge von Gartenbewässerung und Grabenbewirtschaftung gelangten kleine Mengen von PFAS aus dem Grabenwasser und –sediment auch in den Oberboden der Klein- und Hausgärten.
Die genauen Schadstoffwerte können dem Gutachten der Fa. Umtec (pdf, 28 MB) entnommen werden, die im Jahr 2019 Oberboden und Grundwasser untersuchte.
Die Flughafen Bremen GmbH beauftragte nach Bekanntwerden mehrerer PFAS-Schadensfälle an anderen Verkehrsflughafen erste Untersuchungen von Wasser aus Feuerlöschbrunnen. Nach positiven Befunden im Bereich des Feuerwehrübungsplatzes wurden schrittweise systematische Erkundungen zur Eingrenzung der belasteten Bereiche sowie umfassende Untersuchungen bezüglich der Schadstoffausbreitung im Grundwasser eingeleitet. Neben Boden- und Grundwasseruntersuchungen erfolgten auch Bodenauswaschungsversuche und ein Pumpversuch. Mittels Direct-Push-Sondierungen wurde die Schadstoffverteilung im Grundwasser untersucht. Hierbei können mithilfe einer speziellen Filtersonde Proben aus definierten Tiefen entnommen werden. Um darüber hinaus eine kontinuierliche Überwachung der Grundwasserbelastungssituation zu ermöglichen, wurden insgesamt 21 neue Grundwassermessstellen innerhalb der belasteten Bereiche errichtet, die aktuell im Rahmen regelmäßiger Monitoringkampagnen untersucht werden.
Als ersichtlich wurde, dass die Schadstoffe über das Entwässerungssystem des Flughafens und das Pumpwerk Ochtum auch in die Oberflächengewässer gelangt waren, begannen großräumige Untersuchungen auch außerhalb des Flughafengeländes. Um die Belastung im Oberflächengewässer in Bezug auf die Konzentrationen und die räumliche Ausdehnung genauer eingrenzen zu können, wurden Wasserproben aus der Ochtum, der Grollander Ochtum und von dort abgehenden Entwässerungsgräben entnommen. Außerdem wurden sogenannte Biota-Tests durchgeführt, bei denen mittels chemischer Analysen das Gewebe von Fischen auf eine Anreicherung mit PFAS untersucht wurde.
Aufgrund der Bewässerung mit Grabenwasser und Grabenbewirtschaftungsmaßnahmen konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die PFAS sich auch in den Oberboden der Klein- und Hausgärten ausgebreitet hatten. Es ist außerdem bekannt, dass Nutzpflanzen PFAS aus dem Boden aufnehmen und anreichern können. Daher wurden in einem großflächigen Untersuchungsgebiet sowohl Proben aus dem Grabensediment, dem Oberboden der Klein- und Hausgärten als auch aus dort angebauten Obst- und Gemüsesorten entnommen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind im Gutachten (pdf, 28 MB) zu finden.
Parallel zu den laufenden Untersuchungen wurde mit der Sanierungsplanung für das Flughafengelände begonnen, die aufgrund der Belastung der verschiedenen Umweltmedien, der großflächigen Ausbreitung der Schadstoffe sowie den teilweise noch in der Entwicklung befindlichen Untersuchungs- und Sanierungsmethoden sehr komplex und zeitaufwändig ist. Das Gros der PFAS-Verunreinigungen befindet sich auf den bereits genannten Bereichen des Flughafengeländes. Um eine weitere Ausbreitung der Schadstoffe von dort zu verhindern, ist sowohl für den „Feuerwehr-Übungsplatz“ als auch für den Bereich „Durchführung Schaumproben“ die Errichtung und Inbetriebnahme einer hydraulischen Grundwassersanierung vorgesehen. In diesem Verfahren wird das belastete Grundwasser durch Förderbrunnen an die Oberfläche gepumpt und anschließend in einer speziellen Reinigungsanlage vor Ort so weit aufbereitet, dass es gefahrlos in ein Oberflächengewässer eingeleitet werden kann. Da im Grundwasser enthaltenes Eisen bei Kontakt mit der Luft unlösliche Verbindungen bilden kann, die sich in der Anlage ablagern und die folgenden Aufbereitungsschritte stören, wird das Eisen zunächst aus dem Wasser entfernt. Durch einen groben Kiesbett- und Sandfilter können anschließend Schwebstoffe und Resteisen zurückgehalten und das Wasser mechanisch vorgereinigt werden. Die PFAS selber werden abschließend mittels mehrstufiger Filtration durch besonders feinporige Aktivkohlefilter aus dem Wasser entfernt. Die Aufbereitungsanlage wird permanent überwacht und befindet sich in einem wintersicheren Container, sodass sie das ganze Jahr über betrieben werden kann.
Im Bereich „Feuerwehr-Übungsplatz“ ist am 8. Juli 2020 eine Grundwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen geworden, die zunächst im Probebetrieb lief. Zum 30. September 2020 ist die Reinigungsanlage wie geplant in den Regelbetrieb übergegangen. Bislang ist ein reibungsloser Betrieb ohne längere Ausfallzeiten festzustellen. Die Reinigungszielwerte von < 0,01 µg/L je PFAS-Einzelsubstanz werden eingehalten, wobei es zwischenzeitlich notwendig war, zwei der drei Filter auszutauschen. Mit Stand April 2021 wurden circa 79.000 m³ Grundwasser gefördert und aufgereinigt.
Auf Basis der Erfahrungen mit der ersten Reinigungsanlage erfolgte im Januar 2020 die Anordnung der hydraulischen Sanierung des Grundwassers für den Bereich „Durchführung Schaumproben“. Der Aufbau dieser zweiten Grundwasserreinigungsanlage und der Beginn des Probebetriebs werden für das vierte Quartal 2021 erwartet.
Um die Ausbreitung der Schadstoffe ins Oberflächengewässer über das Entwässerungssystem des Flughafens und das Pumpwerk Ochtum zu unterbinden, sollen außerdem Teile des Entwässerungssystems des Flughafens saniert bzw. optimiert werden. Zur Planung dieser mit aufwändigen Baumaßnahmen verbundenen Vorhaben sind Grundlagenermittlungen erforderlich, wozu u.a. Kartierungen des Leitungsnetzes und diverse Kamerabefahrungen erfolgten.
Bei diesen Kamerabefahrungen wurden im Bereich „Feuerwehr-Übungsplatz“ Undichtigkeiten des Kanalnetzes festgestellt, die eine Sanierung der Kanäle notwendig machen. Die Sanierung soll im sogenannten Inliner-Verfahren im Gesamtkanalbereich des PFAS-Belastungsareals stattfinden. Die Gesamtkanallänge beträgt circa 1.140 Meter und soll in zwei Schritten saniert werden. Zunächst sollen die Kanalabschnitte saniert werden, bei denen während einer Kamerabefahrung relevante Grundwasserzutritte festgestellt wurden. Dies betrifft Kanäle mit einer Länge von circa 640 Metern. Im zweiten Schritt sollen dann die weiteren Kanalabschnitte mit einer Länge von circa 500 Metern in dem Bereich saniert werden. Die Sanierungsarbeiten sollen im ersten Halbjahr 2021 begonnen werden.
Auch im Bereich „Durchführung Schaumproben“ ist eine Sanierung der Kanäle geplant. Hier findet aktuell eine Abstimmung über den Umfang der Sanierung statt. Es ist geplant, dass auch diese Sanierung in 2021 in Angriff genommen wird.
Es ist davon auszugehen, dass der Eintrag von PFAS in die Grollander Ochtum durch die geplanten und teilweise bereits umgesetzten Maßnahmen erheblich reduziert wird. Der Erfolg der Sanierungen wird dabei durch ein engmaschiges Monitoring überwacht.
Bezüglich der Grundwasserbelastungssituation auf dem Flughafengelände wird gegenwärtig davon ausgegangen, dass die Schadstofffahne im Grundwasser quasi stationär und somit eine weitere Ausbreitung nicht zu befürchten ist. Um dies abzusichern, erfolgt ein halbjährliches Monitoring zur Beobachtung. Hierbei werden an den großflächig verteilten Messstellen Grundwasserprobenahmen durchgeführt, bei denen neben den Konzentrationen der PFAS-Einzelstoffe und deren Summe auch verschiedene chemische und physikalische Parameter laboranalytisch bestimmt werden. Damit erhält man nicht nur regelmäßige Informationen über das Verhalten der PFAS, sondern auch über die Grundwasserbeschaffenheit und -qualität insgesamt. Auch die belasteten Oberflächengewässer werden regelmäßig und großräumig auf PFAS untersucht.
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