Rund 86% der Fläche des Landes Bremen unterliegen einer potentiellen Gefährdung durch Hochwasser. Innerhalb dieser gefährdeten Gebiete leben rund 532.000 Menschen. Der Schutz vor Hochwasser ist daher eine existentielle Aufgabe Bremens.
Im Binnenland sind Hochwässer Folge von meteorologischen Ereignissen wie hohen Niederschlägen oder Schneeschmelze. Eine Gefahr für Bremen besteht zusätzlich durch Sturmfluten von der Nordsee, die zu sehr hohen Wasserständen führen können.Es ist daher unerlässlich, geeignete Strategien zum Umgang mit dem Hochwasserrisiko zu entwickeln. Ziel des Hochwasserrisikomanagements ist es, die Gefahren, die Hochwasser auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das kulturelle Erbe und die wirtschaftlichen Tätigkeiten ausübt, zu verringern und den Umgang mit den Hochwassergefahren zu verbessern.
Die nachfolgende Hochwassergefahrenkarte der Unterweser in Bremen zeigt in Rottönen die Gebiete, die bei einem extremen Sturmflutereignis, welches statistisch alle 4.000 Jahre auftritt, überschwemmt wären, wenn keine Hochwasserschutzanlagen existieren würden oder diese vollständig versagen!
Ausblick des Weltklimarats
Der Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) von 2019 zeigt, dass der Klimawandel schon heute erhebliche Folgen für Ozeane und Eisgebiete hat. Die Risiken für Mensch und Natur werden mit zunehmender Erwärmung deutlich größer. Laut IPCC steigt der Meeresspiegel seit Jahrzehnten immer schneller: Ohne effektiven Klimaschutz im globalen Mittel bis Ende dieses Jahrhunderts – im Vergleich zum Jahr 2000 – um 0,61 m bis 1,10 m, mit einem Median von 0,84 m. Diese Werte sind größer als beim vorigen IPCC-Sachstandsbericht von 2013, weil neue Erkenntnisse auf einen größeren Beitrag von Schmelzwasser aus dem Antarktischen Eisschild hinweisen. Der Meeresspiegel wird noch über Jahrhunderte weiter ansteigen und mit ihm die Sturmflutwasserstände.
Das aktuelle Bauprogramm an den Hochwasserschutzanlagen des Landes Bremen dient der langfristigen Anpassung der Hochwasserschutzinfrastruktur an die erwarteten Verhältnisse infolge des klimawandelbedingten Meeresspiegelanstiegs. Mit den vorliegenden neuen Erkenntnissen des IPCC/SROCC (Sonderbericht über die Ozeane und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima) von 2019 wird das Programm angepasst werden und nach derzeitigem Wissensstand viele Jahrzehnte ausreichend Schutz bieten. Eine weitere Anpassung des Bauprogramms erfolgt bei Vorliegen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, denn Küstenschutz ist eine Daueraufgabe.
Umsetzungsstand
Für den Generalplan Küstenschutz wurden die vorhandenen Deiche im Hinblick auf künftige Klimaszenarien überprüft. Weiterhin werden Maßnahmen zur langfristigen Gewährleistung des Hochwasserschutzes festgelegt. Der Generalplan Küstenschutz untersucht neben den Deichen an der niedersächsischen Nordseeküste auch die Hochwasserschutzanlagen an Ems, Weser und Elbe. An der Unterweser ist jeweils bis zu den Sperrwerken (Geeste-, Lesum-, Ochtum- und Huntesperrwerk) sowie bis zum Wehr in Hemelingen geplant worden. In Bremen und Bremerhaven müssen nach aktuellen Schätzungen insgesamt rund 280 Millionen Euro in die ca. 80 km lange bremische Landesschutzdeichlinie an der Weser investiert werden, um den zukünftigen Belastungen gerecht zu werden. Dabei informiert der Generalplan Küstenschutz über Maßnahmen, die konkret in Niedersachsen und Bremen notwendig sind.
Aktueller Umsetzungsstand des Generalplans Küstenschutz
Bis Ende 2019 wurden rd. 26,6 km Landesschutzdeichlinie in Bremen und Bremerhaven erhöht. Mit der Aufstellung des Generalplans Küstenschutz in 2007 wies ein Teil der Hochwasserschutzlinie entlang der Unterweser von Anfang an eine ausreichende Deichhöhe (rd. 28 km) auf. Damit entsprechen nunmehr ca. 68% (rd. 54,6 km) der rd. 80 km langen Deichlinie entlang der Unterweser den Anforderungen des Generalplans Küstenschutz 2007. Demnach sind noch ca. 32 % (rd. 25,4 km) zu erhöhen.
Auswirkungen auf den Generalplan Küstenschutz aufgrund aktueller Erkenntnisse
Im SROCC Bericht aus 2019 (IPCC-Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima) wird eine weitere Erhöhung des säkularen Meeresspiegels prognostiziert. Diese Erhöhung muss in neue Bestickhöhen (Fachausdruck für die Deichhöhe; behördlich festgesetzt) umgesetzt werden und soll in einer Überarbeitung des GPK 2007 münden. Da die konkrete rechnerische Ermittlung dieser Bestickhöhen nur nach und nach erfolgen kann und eine Überarbeitung des GPK ebenfalls ihre Zeit benötigt, wird für einzelne Vorhaben in Abhängigkeit vom Planungs- bzw. Realisierungsstand zunächst das Bestick um 50 cm erhöht sowie das Maß der Nacherhöhbarkeit von 0,75 auf 1,0 m angepasst (Beschlussvorlage).