In Bremen gibt es regelmäßig Hochwasser. Aber was ist Hochwasser eigentlich und wie entsteht es? Und was tun wir, um die Menschen in Bremen vor Hochwasser zu schützen? Das erklären wir hier für kleine Forscherinnen und Forscher.
Hochwasser entsteht, wenn das Wasser am Meer oder an einem Fluss so hoch ansteigt, dass das Wasser über den Strand oder über das Flussufer hinweg aufs Land fließt. Dann ist das Wasser nicht mehr dort, wo es sein soll. Sondern es fließt auf Felder, Wiesen oder sogar in Dörfer und Städte, wo Häuser stehen und Menschen leben.
Ein Hochwasser an der Küste nennt man Sturmflut. Ein Hochwasser an Flüssen heißt Binnenhochwasser.
Hochwasser am Fluss
Ein Binnenhochwasser an einem Fluss entsteht, wenn mehr Wasser in einem Fluss ist, als in das Flussbett hineinpasst. Das passiert zum Beispiel, wenn es lange regnet, wenn es sehr stark regnet oder wenn viel Schnee zu Wasser schmilzt. Das Regenwasser regnet aus den Wolken in den Fluss und auf das Land neben dem Fluss. Bei sehr langem oder starkem Regen kann an Land nicht das gesamte Regenwasser im Erdboden versickern, sondern viel davon fließt in den Fluss. Das Wasser im Fluss steigt an. Irgendwann ist so viel Wasser im Fluss, dass das Wasser über die Ufer tritt.
Hochwasser am Meer
Hochwasser gibt es auch am Meer, und zwar regelmäßig. Durch die Gezeiten kommt es jeden Tag zu Ebbe und Flut. Bei Ebbe ist das Wasser weit weg und bei Flut kommt das Wasser wieder zurück, weil der Wasserspiegel wieder ansteigt. Das Meer kommt und geht. Diese Gezeiten am Meer gibt es, weil der Mond um die Erde kreist und dabei Kräfte wirken, die das Wasser zwei Mal am Tag ansteigen lassen.
Während der Flut erreicht das Wasser seinen höchsten Stand. Dann spricht man von Hochwasser, das sich der Küstenlinie nähert. So ein Hochwasser bei Flut ist ganz natürlich und ist keine Gefahr für die Menschen und Tiere an Land. Das Wasser geht dabei nur bis zum Strand.
Manchmal aber kommt es zu einer Sturmflut: Dabei ist das Hochwasser bei Flut besonders hoch und tritt über das Küstenufer. Wenn ein starker Sturm viel Wasser vom Meer ans Land drückt, fließt das Wasser über den Strand hinweg bis aufs Land.
Außerdem treibt der Sturm bei einer Sturmflut mehr Wasser als sonst vom Meer in die Flüsse. Das Wasser in den Flüssen steigt viel höher als es normalerweise ist. Manchmal drückt die Sturmflut so viel Wasser in den Fluss, dass das Wasser auch dort über die Ufer tritt. Eine Sturmflut kann also am Meer und in den Flüssen zu Hochwasser und Überschwemmungen führen.
In Bremen gab es schon früher größere Hochwasser. Eine besonders schlimme Sturmflut ereignete sich im Jahr 1962. Dabei sind leider sieben Menschen gestorben und viele Bremerinnen und Bremer haben ihr Haus verloren.
Auch im Jahr 1994 gab es ein starkes Hochwasser an der Weser. Das Wasser stieg bis auf mehr als fünf Meter über dem normalen Wasserstand. Das ist ungefähr so hoch wie drei erwachsene Menschen übereinander. Aber zum Glück haben die Hochwasserschutzanlagen gut funktioniert. So ging alles ohne größere Schäden gut aus.
Das letzte größere Hochwasser in Bremen und dem Umland ist noch gar nicht so lange her. Bestimmt hast du davon gehört, dass es nach Weihnachten 2023 und Anfang des Jahres 2024 zu Überschwemmungen von Straßen, Feldern und Häusern kam. Das ist passiert, weil es lange sehr viel geregnet hat und der Fluss Wümme über die Ufer getreten ist. Dabei sind viele Keller mit Wasser vollgelaufen und in einigen Häusern wurde der Strom abgeschaltet. Die Feuerwehr und Hilfsorganisationen waren mehrere Tage im Einsatz und haben zum Beispiel mit Sandsäcken gegen das Hochwasser gekämpft.
In Bremen gibt es zwei Besonderheiten, die dafür sorgen, dass es hier eher als an vielen anderen Orten zu Hochwasser kommen kann:
Forscherinnen und Forscher haben gemessen, dass es auf der Erde immer wärmer wird. Am Nordpol und am Südpol schmilzt deshalb das Eis. Auch die Gletscher in den Gebirgen schmelzen. Wenn das Eis schmilzt, wird daraus Wasser, das in die Meere fließt. Dadurch steigt der Meeresspiegel. Außerdem wird das Wasser durch den Klimawandel immer wärmer und dehnt sich dabei aus. Auch die Wärme lässt den Meeresspiegel also weiter steigen.
Außerdem kommt es durch die Erderwärmung öfter zu extremen Wetterverhältnissen wie Stürmen oder Starkregen. Starke Stürme können zu Sturmfluten führen. Wenn es über Tage oder gar Wochen stark regnet, tritt in der Weser und ihren Nebenflüssen Wasser über die Ufer.
Hochwasser durch Sturmfluten oder Binnenhochwasser durch Starkregen kann auch in Bremen zu schwierigen Situationen führen, vor allem wenn beides gleichzeitig auftritt. Der aktuelle Deich an der Stadtstrecke mitten in Bremen kann diesen vorhergesagten Gefahren auf Dauer nicht standhalten.
Um die Menschen in Bremen vor Hochwasser zu schützen, gibt es Deiche, Schutzmauern und Wasserrückhaltebecken. Ingenieurinnen und Ingenieure prüfen regelmäßig, ob sie noch sicher sind. Wenn der Hochwasserschutz nicht mehr ausreicht, also nicht mehr sicher genug ist, plant die Stadt Bremen neue Hochwasserschutzanlagen oder erhöht die alten.
Meistens werden Deiche aus Erde gebaut und obendrauf wächst Gras. Vielleicht bist du am Meer schon einmal über so einen Deich spaziert. Oft grasen sogar Schafe auf den Deichen.
Auch gut bei Hochwasser ist, wenn es neben den Flüssen viele Wiesen und Wälder gibt, die das Wasser aufnehmen. Dann kann es im Boden versickern und es ist nicht schlimm, wenn das Wasser über das Ufer tritt.
Auf einer Seite des Flusses Weser wird eine neue Hochwasserschutzanlage gebaut, um die Menschen in Bremen vor Überschwemmungen zu schützen. Sie geht von der großen Eisenbahnbrücke bis zum Werdersee. Den Abschnitt der Weser nennt man „Stadtstrecke“.
Eine neue Hochwasserschutzanlage ist notwendig, weil das bestehende Ufer, also der Rand des Flusses, nicht stark genug ist. Ein Teil davon besteht aus altem Schutt aus dem Zweiten Weltkrieg. Wenn das Wasser sehr hoch ansteigt oder es einen starken Sturm gibt, könnte dieser Schutt weggespült werden. Das wäre gefährlich.
In Bremen ist mitten in der Stadt aber kein Platz für einen Erddeich. Deshalb wird der Deich an der Stadtstrecke mit einer langen und hohen Mauer gebaut. Das neue Bauwerk wird viel höher und stabiler. Es ist fast zwei Kilometer lang und über vier Meter hoch. Das ist so hoch wie zwei sehr große erwachsene Menschen übereinander! So sind die Menschen in Bremen sicher vor Überschwemmungen.
Das Beste ist aber: An der Stadtstrecke entsteht nicht nur eine Schutzmauer, sondern ein Ort, der schön aussieht.
Am Ufer soll es viele neue Bäume, Gras und Pflanzen geben und es werden neue breitere Fahrradwege gebaut. Du kannst dort spazieren gehen oder mit deiner Familie picknicken. Auch Menschen im Rollstuhl oder mit einem Kinderwagen können an der Stadtstrecke unterwegs sein. Die neuen Wege auf der Hochwasserschutzanlage sind nämlich ohne Stufen und besonders breit.