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Schöne Bremer Bäume

Das Handlungskonzept Stadtbäume

Laut statistischem Bundesamt waren die Jahre 2018-2020 die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Längere Trockenheitsperioden und langanhaltend hohe Temperaturen verlangen vom Menschen und der Natur vieles ab. Vor dem Hintergrund des Klimawandels nimmt Grün in der Stadt immer mehr an Bedeutung zu. Mit fast 75.000 Straßenbäumen und etwa 90.000 Bäumen in öffentlichen Grünanlagen bilden Bäume und Parks die grüne Lunge der Stadt Bremen mit all ihren Vorteilen. Um dem Klimawandel zu begegnen, beschloss Bremen 2018 seine Klimaanpassungsstrategie, wovon das Handlungskonzept Stadtbäume ein Baustein ist. Die nachhaltige Pflege und Entwicklung von Stadtbäumen hat sich das Handlungskonzept dabei als Ziel gesetzt. Es ist ein wachsendes Projekt, um unsere Stadt und das darin wachsende Grün für uns und zukünftige Generationen zu erhalten, zu pflegen und zu erweitern.

2018 hat das Land Bremen die Klimaanpassungsstrategie beschlossen. Diese enthält für die Stadtgemeinde Bremen 10 Schlüsselmaßnahmen. Unter der Schlüsselmaßnahme HB 6 ist das Handlungskonzept Stadtbäume mit folgendem Inhalt festgelegt worden:
Zur Steigerung der Verschattung und der Verdunstungskühlung in der Stadt soll ein fachressortübergreifendes Konzept zur Erhöhung des Baumanteils, insbesondere in verdichteten und mit Grün unterversorgten Stadtteilen, sowie zum zukünftigen Umgang mit bestehenden Stadtbäumen in Bremen erarbeitet werden. Für die zielgerichtete Auswahl guter Standorte sowie zur Optimierung der Baumstandorte in der Stadt (bei gleichzeitigem Rückhalt von Regenwasser) gilt es, Kriterien und integrierte Lösungen zu entwickeln, bei denen die Konflikte der Baumpflanzungen mit den Anforderungen der Straßenraumgestaltung (insbesondere Parkraum, Gebäudeabstand und Stadtbild) und anderer Nutzungen (insbesondere Leitungen im Untergrund) gelöst werden.
Im Bestand sollen zum Erhalt von Bäumen und Sträuchern an kritischen Standorten die Baumstandorte optimiert und die Bodeneigenschaften im Wurzelraum verbessert werden. Bäume, deren Erhalt unter Kosten-Nutzen-Aspekten nicht sinnvoll ist, sollten langfristig entfernt beziehungsweise ausgetauscht werden. Bei Neupflanzungen sollen, ausgehend von aktuellen Forschungserkenntnissen, verstärkt klimaresistente Strauch- und Baumarten beziehungswiese -sorten ausgewählt werden, sodass eine möglichst breite Arten- und Sortenvielfalt entsteht. Hierzu zählen vor allem solche Gehölze, die sowohl sommerliche Hitze und Trockenheit überstehen als auch Frost und Kälte bewältigen können. Zudem soll ein möglichst breites Artenspektrum eingesetzt werden, um den Schädlingsbefall gering zu halten.
Ergänzend zu den genannten Maßnahmen sollen an bestimmten Einzelstandorten innovative Bewässerungsstrategien (zum Beispiel über Zisternen) erprobt werden. In diesem Zusammenhang ist auch der Einsatz erweiterter Pflanzgruben mit Retentionsmöglichkeiten, insbesondere in überflutungsgefährdeten Lagen, zu prüfen.

Das Handlungskonzept Stadtbäume behandelt in seinem Aufgabenfeld aktive und passive Themen zum Bereich Stadtbäume. Es bietet sowohl Raum für neue Entwicklungen von Konzepten im Umgang mit Stadtbäumen als auch verbindliche Handlungsanweisungen zum Erhalt und zur Verbesserung des vorhandenen Baumbestandes. Hierfür wurden im Handlungskonzept Stadtbäume verschiedene Ziele definiert. Viele der formulierten Ziele sind nicht neu, doch mit der Erarbeitung von neuem Wissen und Methoden und der Auswertung von Erfahrungen war es wichtig, auch bestehende Ziele wieder zu integrieren.

Einer der wichtigsten Pfeiler im Handlungskonzept Stadtbäume ist der Erhalt des Altbaumbestandes und die Verbesserung des allgemeinen Baumschutzes. Vorhandenes Grün, also gerade die etablierten Bestände, benötigen unseren Schutz und unsere Aufmerksamkeit. Ihre Ökosystemleistungen wie Temperatur- und Niederschlagsregulierung, Luftreinhaltung und die natürliche Ästhetik von Stadtgrün sind schützenswerte und ausbauwürdige Qualitäten, die allen Einwohner:innen von Bremen zugutekommen. Es ist daher erklärtes Ziel, den Anteil der Stadtbäume zu erhalten und mittelfristig zu erhöhen. Vor allem soll es sich dabei um qualitative und nicht nur um quantitative Neupflanzungen handeln, denn nur Bäume, die qualitativ und nachhaltig gepflanzt werden, haben die Chance alt zu werden. Gerade Altbäume bieten einen großen ökologischen Nutzen für verschiedenste Tiergesellschaften als Habitatbaum. Es ist daher wichtig, gesunde und zukunftsfähige Stadtbäume zu pflanzen, welche den Widrigkeiten des Klimawandels und den fordernden Ansprüchen im städtischen Bereich gerecht werden.

Bremen möchte neue Wege gehen. Im urbanen Raum ist häufig wenig Platz, aber der Wunsch nach Stadtbäumen ist groß. Quartiere, welche mit Stadtbäumen unterversorgt sind, sollen profitieren. Mit neuen Bauweisen sollen Lösungen gesucht werden, Stadtbäume einfacher in enge Straßen zu integrieren. Baumstandorte sollen neue Funktionen übernehmen, zum Beispiel als Versickerungsflächen für die Niederschlagsregulierung. Stadtgrün soll zukünftig mehr für die Luftreinhaltung und Temperierung der urbanen Flächen beitragen. All dies ist Teil des Handlungskonzeptes Stadtbäume.

Das Handlungskonzept Stadtbäume umfasst zurzeit 31 Handlungsfelder, die direkt oder indirekt mit Stadtbäumen in Verbindung stehen. Einige Handlungsfelder sind bereits bearbeitet und es gibt erste Ergebnisse, andere sind noch nicht begonnen und wiederum andere stellen einen kontinuierlichen Bearbeitungsprozess dar. Sie unterliegen einer steten Auswertung und Aktualisierung. Eines der wichtigsten Handlungsfelder ist die Erhöhung des Straßenbaumanteils in der Stadtgemeinde Bremen. Es ist mitunter das erklärte Ziel der Stadt, den Straßenbaumanteil mittel- bis langfristig zu erhöhen. Bereits in 2022 bis 2024 wird die Pflanzung von 139 neuen Straßenbäumen geplant und umgesetzt. Besondere Schwierigkeit hierbei ist, in den engen urbanen Räumen ausreichend Platz für die neuen Bäume zu finden, denn Baumstandorte sind nicht alle gleich. Es gibt eine Vielzahl von Regeln, die zu beachten sind, und gleichzeitig haben noch viele andere Anspruchsberechtigte Interesse an Platz im öffentlichen Raum. Verkehrs- und Parkflächen, Aufenthalts- und Begegnungsräume, sowie Versorger und deren Leitungen, um nur einige zu nennen. Um Straßenbäume zukunftstauglich zu pflanzen, wird im Handlungskonzept auch das Thema „Baumgrubengröße“ thematisiert. Es wird verbindlich festgelegt, dass Neupflanzungen mindestens 12 m³ Wurzelraum, idealerweise aber bis zu 36 m³ in Abhängigkeit der Baumgröße, erhalten. Dieser Platz ist notwendig, um Bäumen genügend Raum für eine gesunde und vor allem nachhaltige Entwicklung und Entfaltung zu geben.

Diese Standards sollen aber nicht nur für Neupflanzungen gelten. Ein weiteres Ziel ist es, die bereits vorhandenen Bäume zu unterstützen, indem Standortverbesserungen und Standorterweiterungen durchgeführt werden. So sollen in Zukunft zu kleine offene Baumscheiben, dort wo es möglich ist, erweitert und entsiegelt werden.
Beim Schutz von Baumbeständen geht es auch um den Schutz vor Beschädigungen jedweder Art. Es sollen Verfahren erarbeitet werden, wie Bestandsbäume während Baumaßnahmen zukünftig besser geschützt und überwacht werden können. Hierbei setzt das Handlungskonzept Stadtbäume verstärkt auf die Einführung verpflichtender Wurzelprotokolle, die baumschutzfachliche Baubegleitung oder die Umweltbaubegleitung unter Einsatz externer Gutachter.

Umgang mit Bäumen, wie er nicht sein sollte