Die Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen stehen vor großen Herausforderungen, wie der Klimakrise, dem Fachkräftemangel, sozialer Spaltung sowie technologischer Veränderungen. Ziel des Wissenschaftsplanes ist es, Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen aufzuzeigen und den Wissenschaftsstandort Bremen und Bremerhavens zukunftssicher aufzustellen.
Der Wissenschaftsplan 2030 dient als strategische Leitplanke, auf dessen Grundlage konkrete Zielvereinbarungen mit den wissenschaftlichen Einrichtungen getroffen werden.
In keinem anderen Bundesland befinden sich unterschiedliche Hochschultypen in so direkter räumlicher Nähe wie in Bremen – staatliche und private Einrichtungen, Universitäten ebenso wie Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und spezialisierte Hochschulen. Hinzu kommt eine Vielzahl an außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Eine Zusammenarbeit untereinander bringt Vorteile: Wissenschaftliche Kompetenzen können sich ergänzen, gemeinsame Strukturen können Synergien schaffen. Eine Vernetzung der Hochschulen stärkt die Region, steigert die regionale Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit und erhöht die Attraktivität des Standorts.
Der Fachkräftebedarf stellt für die Hochschulen eine Herausforderung, zugleich aber auch eine bedeutende Chance dar. Angesichts des demografischen Wandels und der sich schnell verändernden Arbeitsmärkte sind viele Branchen auf der Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften, was Hochschulen in die Lage versetzt, gezielt auf diese Bedarfe einzugehen.
Insgesamt bietet der Fachkräftebedarf den Hochschulen die Gelegenheit, ihre Bildungsangebote zu modernisieren, ihre Vernetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft zu intensivieren und sich als innovative Bildungsinstitutionen zu positionieren, die aktiv zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.
Ein Wissenschaftssystem, das so vielfältigen gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen gerecht werden muss, benötigt international ausgewiesene Forschung sowie hervorragendes Personal auf allen Ebenen. Dabei kommt es insbesondere auf die internationale Sichtbarkeit des Wissenschaftsstandortes sowie auf wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen an.
Vor diesem Hintergrund sind die Erfolge der Universität Bremen im Exzellenzwettbewerb von Bund und Ländern, aber auch in der EU-Forschungsförderung von zentraler Bedeutung für das bremische Wissenschaftssystem insgesamt. Das Land wird diese auch künftig prioritär unterstützen und fördern.
Die Wissenschaftseinrichtungen im Land Bremen stehen für nachhaltiges und klimagerechtes Handeln. Dem liegt ein breiter Nachhaltigkeitsbegriff zugrunde, bei dem soziale und ökologische Aspekte gleichberechtigt neben ökonomischen Aspekten stehen. Die Wissenschaftseinrichtungen haben diese Impulse in den vergangenen Jahren aufgegriffen und den Standort damit als bedeutenden deutschen Standort für Klimaforschung, Innovation und Nachhaltigkeit positioniert.
Der Wissenschaftsplan 2030 geht nun einen Schritt weiter: Angesichts der Klimakrise ist es entscheidend, Forschung, Lehre und Innovation gezielt für die Transformation einzusetzen. Bremens Wissenschaftslandschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle – von der Meeresforschung bis zur Entwicklung neuer, intelligenter Technologien für eine emissionsarme und zukunftsfähige Wirtschaft.
Ein wichtiges Ziel der Wissenschaftspolitik im Land Bremen ist es, den Wissens- und Technologietransfer aktiv zu gestalten und gezielt zu fördern. Besonders in Bereichen mit hoher wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz trägt die enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Unternehmen und öffentlichen Akteur:innen dazu bei, Innovationen voranzutreiben und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Die bremische Wissenschaftslandschaft deckt mittlerweile ein breites Spektrum an Forschungsfeldern ab, zu denen neben Windenergie auch Wasserstoff, Mobilität, Wärme und Energiesysteme/Intelligente Netze gehören.
Das Land Bremen verfolgt das Ziel, durch interdisziplinäre Forschung zu erneuerbaren Energien, Energiespeichern und resilienten Systemen innovative Lösungen für die Energiewende zu finden. Gleichzeitig halten die Hochschulen weiterhin attraktive Studienangebote vor, die zukünftige Fachkräfte auf die technischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Dimensionen der Energiewende vorbereiten.
Die Digitalisierung ist zum einen Gegenstand von Lehre und Forschung, indem technologische, gesellschaftliche und ethische Aspekte untersucht werden. Zum anderen verändert sie grundlegend die Arbeitsweisen in Lehre, Forschung und Verwaltung. Darüber hinaus gestalten Hochschulen die digitale Transformation aktiv mit – durch ihre Beiträge zu Innovationsprozessen und die Ausbildung von Fachkräften, die die Digitalisierung vorantreiben.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Datenmanagement, Datenschutz und Interoperabilität. Die digitale Transformation und der Einsatz Künstlicher Intelligenz stellen neue Anforderungen an Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen, denen begegnet werden muss.
Die Wissenschaftseinrichtungen im Land Bremen tragen unmittelbar und wirksam zu wirtschaftlichem Wachstum, gesellschaftlicher Inklusion und kultureller Vielfalt bei. Dabei sind insbesondere die Hochschulen als Orte des Austausches und Diskurses gefordert, gesellschaftliche Bedarfe aufzunehmen, gesellschaftliche Entwicklungen zu begleiten und Lösungen für gesellschaftliche Probleme anzubieten. Die Hochschulen und das Land stellen sich der Aufgabe, den sozialen Zusammenhalt zu stärken und Maßnahmen zur gesellschaftlichen Integration zu fördern. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leisten die Hochschulen durch Lehre, Forschung und Transfer.
Bremen ist nicht nur ein Standort zur Erforschung sozialer Ungleichheit, sondern auch für Demokratieforschung. Das Land Bremen wird die vielfältige und interdisziplinäre Demokratieforschung am Standort weiter unterstützen, um den Transfer der Forschungsergebnisse zu befördern und so stärker noch als bisher einen Beitrag zu gesellschaftlichen Debatten zu leisten
Chancengerechtigkeit ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für ein zukunftsstarkes, leistungsfähiges und international wettbewerbsfähiges Wissenschaftssystem. Der Begriff „Chancengerechtigkeit“ bildet dabei ein Dach für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität und Antidiskriminierung.
Die 2021 begonnene „Bremer Genderoffensive Hochschulen“ und der damit verbundene konstruktive Dialogprozess der Hochschulen mit dem Ressort und gleichstellungspolitischen Akteur:innen des Landes wird weitergeführt. Bei der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit stehen künftig auch die außeruniversitären Forschungsinstitute stärker im Fokus.
Damit die Einrichtungen des Wissenschaftsbetriebes den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden können, bedarf es auch eines verlässlichen Rechtsrahmens. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind so auszugestalten, dass sie als Entlastung und nicht als bürokratische Belastung wahrgenommen werden. Eine solche Verwaltungsmodernisierung kann nur erfolgen, soweit auch die jeweiligen Gesetze und Verordnungen die bestmöglichen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen.
Um die besten Köpfe für die Hochschulen gewinnen zu können, setzt sich das Land Bremen weiterhin für attraktive Karrierewege in Ergänzung zur klassischen Professur ein, die entsprechend im Hochschulrecht abzubilden sind.
Wissenschaftskommunikation steht angesichts der Digitalisierung und einer sich verändernden, teils polarisierten Öffentlichkeit vor großen Herausforderungen. Die Produktion von Nachrichten ist unkompliziert und günstig geworden, wie auch ihr Konsum. Dabei tauchen vermehrt absichtliche Desinformationen auf – so genannte ,Fake News‘. Forscher:innen, demokratische Institutionen und Medien werden durch gezielt manipulierte Nachrichten infrage gestellt, bedroht und angegriffen. Wer in Diskussionen über den Klimawandel oder die Gesundheit wissenschaftliche Erkenntnisse verteidigen will, muss ,Fake News‘ verstehen, erkennen und bekämpfen. Daher bedarf es zum einen einer disziplinübergreifenden Erforschung, was und wer hinter solchen Meldungen steckt, wie sie sich verbreiten und wie sie wirken. Zum anderen ist es aber auch Aufgabe der Wissenschaft selbst, durch eine transparente, fundierte und adressatengerechte Wissenschaftskommunikation der Verbreitung und Wirkung von ,Fake News‘ entgegenzuwirken.