Vielfältige Umwelteinflüsse wirken auf den Menschen, die sein Wohlbefinden beeinträchtigen und ihn schädigen können. Umweltschutz nützt der nachhaltigen Gesundheitsvorsorge.
Klassische Umweltbelastungen durch Luft- und Wasserschadstoffe sowie Lärm werden in der staatlichen Umweltvorsorge relativ gut untersucht, gefährden jedoch nach wie vor die Gesundheit der Menschen. So stellt zum Beispiel die Lärm- und Feinstaubbelastung die zuständigen Institutionen vor wachsende Probleme. Auch neue Strahlungsquellen und immer neue toxische Stoffe stellen eine Herausforderung für Umwelt- und Verbraucherschutz dar. Chemische und biologische Schadstoffe in der Atemluft, in Produkten und in der Nahrung sind hier vor allem zu nennen. Neben den Umweltbelastungen beeinflusst die Lebensweise im weitesten Sinne den Gesundheitszustand der Menschen
„Die Luftbelastung in Bremen wird durch das Bremer Luftüberwachungssystem (BLUES) überwacht. Aktuell messen eine mobile und neun feste Stationen in Bremen und Bremerhaven rund um die Uhr Schadstoffkonzentrationen – insbesondere Feinstaub, Stickoxide, Ozon, Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid. Sechs Standorte dienen der allgemeinen städtischen Schadstoffbelastung, drei sind verkehrsbezogen und erfassen die Luftschadstoffbelastungen an stark befahrenen Straßen. Die gesetzliche Grundlage für diese Überwachung bilden die EU-Luftqualitätsrichtlinien (u. a. 2008/50/EG) und deren Umsetzung im deutschen Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Zusätzlich überwachen bremische Behörden nach einheitlichen europäischen Vorgaben Industrieanlagen mit Umweltrisiken gemäß den Richtlinien 2010/75/EU (Industrieemissionen) und 2012/18/EU (Seveso-III-Richtlinie). für erhöhte Sicherheit und Einhaltung von Umweltaufsichtsauflagen. Die Anlagen werden je nach Risikostufe regelmäßig kontrolliert, um Schadstoffemissionen und Unfallrisiken einzudämmen.
Staub kann, abhängig von der Größe und der ihm anhaftenden Stoffe, gesundheitsgefährdend sein. Insbesondere der Feinstaub im Größenbereich kleiner als 10µm ist gesundheitlich von besonderer Bedeutung, weil Partikel dieser Größe mit vergleichsweise hoher Wahrscheinlichkeit vom Menschen eingeatmet und in die tieferen Atemwege transportiert werden. Untersuchungen weisen auf einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von chronischer Bronchitis, Lungenkrebs und Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und der Feinstaubbelastung hin.
Wesentliche PM10-Emittenten sind industrielle Prozesse, Feststofffeuerungen und der Kfz-Verkehr.
Die Feinstaubbelastung (PM10 und PM2,5) ist in den letzten Jahren insgesamt gesunken, sowohl im städtischen Hintergrund als auch an verkehrsnahen Messstationen, wobei wetterbedingte Schwankungen auftreten können. Der EU-Jahresgrenzwert von 40 μg/m³ für PM10 und von 25 μg/m³ für PM2,5 wird dabei regelmäßig unterschritten. Zwar lagen die PM10 und PM2,5-Jahresmittelwerte 2024 in Bremen leicht über dem Vorjahr, was auf Wetterbedingungen und Saharastaub zurückzuführen ist, doch der langfristige Abwärtstrend bleibt bestehen. Insgesamt führen geringere Emissionen aus Industrie, Gewerbe und Verkehr zu einer verbesserten Luftqualität.
Ab 2030 werden die neuen Grenzwerte für Feinstaub (PM2,5) von 25 μg/m³ auf 10 μg/m³ des Jahresmittelwertes verschärft.
Die noch kleineren Feinstaubpartikel mit einem aerodynamischen Durchmesser bis zu 2,5µm dringen tief in die Bronchien und bis in die Lungenbläschen ein. Vor allem für empfindliche Personen mit schon bestehender Lungen- oder Herzerkrankung besteht bei Langzeitexposition mit µm2,5 ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Der Straßenverkehr ist neben Hausbrand, Industrie und Landwirtschaft die wichtigste anthropogene Quelle für 2,5µm.
Erhöhte Stickstoffdioxid-Konzentrationen (NO2) können beim Menschen zu Reizungen der Atemwege führen. NO2 ist zudem eine wichtige Vorläufersubstanz für die sommerliche Ozonbildung in den bodennahen Luftschichten. Abgesehen von geringen Anteilen aus natürlichen Quellen stammt NO2 in etwa zu gleichen Anteilen aus industriellen Verbrennungsprozessen und aus dem Kraftfahrzeugverkehr. Die bodennahen Emissionen der Kraftfahrzeuge führen insbesondere in den Ballungsräumen zu hohen Luftbelastungen, insgesamt ist aber eine abnehmende Tendenz der NO2-Immissionen zu verzeichnen.
Auch bei NO2 wurde der seit 2010 geltende Jahresimmissionsgrenzwert von 40 µg/m³ an keiner der verkehrsfernen Hintergrundmessstellen überschritten, Tendenz weiter fallend. Ebenso zeigt sich ein fallender Trend an den verkehrsnahen Luftmessstationen. Dort unterschreiten die Messwerte für Stickstoffdioxid seit 2017 den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert. Offensichtlich führten in den letzten 15 Jahren die Einführung der Umweltzone und weitere eingeleitete Schritte zum Erfolg. Minderungsmaß nahmen wie Tempo 30, Verbesserung des ÖPNV, Förderung von Carsharing und Radverkehr sowie eine moderne Zusammensetzung der Verkehrsflotte bewirkten eine Verringerung der Schadstoffkonzentrationen an den Hotspots.
Ab 2030 werden die neuen Grenzwerte für Stickstoffdioxid von 40 μg/m³ auf 20 μg/m³ des Jahresmittelwertes verschärft.
Erhöhte Ozonkonzentrationen können zu Vegetationsschäden führen und auch die menschliche Gesundheit beeinträchtigen, insbesondere durch Reizungen der Atemwege und Augen.
Ozon wird nicht direkt emittiert, sondern aus Vorläuferstoffen (flüchtige organische Verbindungen sowie Stickstoffoxide) unter dem Einfluss der Sonnenstrahlung gebildet. Die besonders wirkungsrelevanten Ozonspitzenwerte treten deshalb insbesondere im Sommer bei geringem Luftaustausch, hohen Temperaturen und starker Sonneneinstrahlung auf. Detaillierte Langzeitanalysen haben ergeben, dass die Ozon-Spitzenwerte zwar zurückgegangen sind, die chronische Belastung jedoch zunimmt.
Wegen des weiträumigen Transports der Vorläufersubstanzen treten die höchsten Ozonwerte häufig weit entfernt von den Emissionsorten auf. Die dem Zielwert zugrunde gelegten 8-Stunden-Mittelwerte werden auch vom weiträumigen Ozonhintergrund der nördlichen Hemisphäre mit beeinflusst. Diese Grundbelastung mit Ozon aus z.T. weit entfernten Quellen in Europa hat sich über die Jahre hinweg weiter aufgebaut.
Für den Nachhaltigkeitsindikator wird als Beurteilungsmaßstab der Informationswert von 180 µg Ozon pro m3 Luft als 1-Stunden-Mittelwert zur aktuellen Unterrichtung der Bevölkerung herangezogen. Er charakterisiert die Häufigkeit des Auftretens von Spitzenwerten, zur Beurteilung der Einhaltung des wesentlich strengeren Zielwertes für den Schutz der menschlichen Gesundheit kann er nicht herangezogen werden.
Der Zielwert zum Schutz menschlicher Gesundheit vor bodennahem Ozon von 180 µg/m³ wurde in den vergangenen Jahren an allen Messstationen im Land Bremen eingehalten. Die Jahresmittelwerte für die Ozonkonzentration schwanken allerdings, was auf unterschiedliche Wetterlagen zurückzuführen ist. Dennoch gelingt eine nachhaltige Minderung der Ozonspitzen durch die Verringerung von Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen bei industriellen Anlagen und beim Verkehr. Bei Überschreitung der Grenzwerte wird die Bevölkerung rechtzeitig über diverse Medien informiert, um körperliche Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Ab 2030 werden die neuen Grenzwerte für Ozon auf einen Höchstwert von 120 μg/m³ an maximal 18 Tagen im Jahr begrenzt. Bisher gab es keine Begrenzung der Anzahl an Überschreitungstagen.
Die Veränderung der Verkehrsleistungen im Öffentlichen Personennahverkehr (in Personenkilometern pro Einwohner und Jahr) spiegelt die Nachfrage der Bevölkerung nach Angeboten des öffentlichen Verkehrs wider. Eine stärkere Inanspruchnahme des ÖPNV kann verschiedene Ursachen haben: Z.B. eine Verbesserung oder Ausweitung von ÖPNV-Leistungen oder eine Verschiebung des Modal-Splits zu Gunsten des Umweltverbunds, bestehend aus ÖPNV, Fahrrad- und Fußgängerverkehr. Eine Zunahme der Inanspruchnahme von ÖPNV-Verkehrsleistungen ist grundsätzlich begrüßenswert, ob diese Zunahme aber das Ergebnis einer Verlagerung bei gleichzeitigem Rückgang von Verkehrsleistungen des motorisierten Individualverkehrs ist, kann nur durch einen Vergleich der über einen längeren Zeitraum auf die verschiedenen Verkehrsmittel entfallenden Verkehrsanteile (Modal-Split) überprüft werden. Eine nicht nur statistische sondern auch tatsächliche Veränderung zu Gunsten energie- und schadstoffarmer Verkehrsmittel geht mit einer Verminderung der Umweltbelastung einher.
Die dargestellte Relation von Verkehrsleistungen des Güterverkehrs per Schiene und Binnenschiff zum insgesamt erfassten Güterverkehr spiegelt in der Tendenz die Höhe der Umweltbeeinträchtigungen wider. Eine Veränderung zu Ungunsten des energie- und schadstoffärmeren Schienen- und Binnenschiffverkehrs kann in der Regel mit einer Erhöhung der Umweltbelastung gleichgesetzt werden.
Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie formulierte für den auf Bahn und Binnenschiff entfallenden Anteil der Verkehrsleistungen im Jahr 2015 einen Zielwert von 39%. Tatsächlich lag dieser Anteil in den Jahren von 2003 bis 2015 nur bei etwa 27% - 28%, im Vergleich mit Anteilen von zumeist über 30% in den 1990er Jahren. Ursache dieser Entwicklung sind die in Deutschland für den Verkehrsträger Bahn eher ungünstigeren Rahmenbedingungen.
Die gewählte statistische Erfassung ermöglicht die Zuordnung von Verkehrsleistungen zu einzelnen Bundesländern, gibt aber nicht die tatsächlich im Bundesland erbrachten Leistungen wieder.
Erholungsflächen (bestehend aus Sport-, Freizeit und Erholungsflächen sowie Grünanlagen und Campingplätzen) und Friedhofsflächen sind überwiegend grüne, weniger versiegelte Flächen, die wichtige Funktionen für das lokale Kleinklima und die Grundwasserneubildung übernehmen. Sie tragen zur ökologischen Aufwertung der Städte bei, übernehmen wichtige stadtklimatische Funktionen und erhöhen die Wohn- und Aufenthaltsqualität der Städte.
Besonders für weniger mobile Bevölkerungsgruppen wie ältere und kranke (gehbehinderte) Menschen, Kinder und Menschen ohne eigenes Auto sind Erholungsflächen in der Wohnumgebung für eine aktiven Freizeitgestaltung und Erholung im Freien und somit für die Gesundheitsvorsorge wichtig. Der leichte Zugang zu ausreichend großen und attraktiven Erholungsflächen kann zur Reduzierung des Freizeitverkehrs und indirekt somit zur Umweltentlastung beitragen. Insbesondere in dicht bebauten Stadtquartieren (mit hohem Versiegelungsanteilen) tragen solche Flächen an heißen Sommertagen zur Aufenthaltsqualität bei.
Steigende Temperaturen können sich nachteilig auf die menschliche Gesundheit und die Natur auswirken. Hohe Temperaturen sind für den menschlichen Körper eine Belastung, insbesondere für den Kreislauf. Darüber hinaus kann heiße Witterung Verunreinigungen der Atemluft auslösen, die die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System zusätzlich belasten und zu Erkrankungen führen können. Ursächlich ist, dass eine hohe Lufttemperatur zusammen mit intensiver Sonneinstrahlung die bodennahe Ozonbildung fördert. Dieses bodennahe Ozon reizt die Atemwege und kann bestehende Erkrankungen verstärken oder allergische Reaktionen auslösen.
Hitze über einen längeren Zeitraum, besonders in Zusammenhang mit Trockenheit sorgt auch für Probleme in der Natur und Landwirtschaft, da die Vegetation in Stress versetzt wird. Dies schwächt die Pflanzen und macht sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Auch die Infrastruktur kann von den Auswirkungen von Hitze betroffen sein, so kann sich der Straßenbelag blasenförmig aufwölben oder sich die Gleise der Bahn verformen. Auch die Kühlung von Kraftwerken kann bei langanhaltender Hitze beeinträchtigt werden. Tausende Hitzetote in Deutschland und Schäden an der Infrastruktur konnten bereits bei vergangenen Hitzewellen beobachtet werden, wie zum Beispiel 2003, 2018 und 2019.
Um den Indikator Heißer Tag zu berechnen werden alle Tage, an denen die tägliche Maximaltemperatur 30 °C erreicht oder überschreitet, pro Jahr zusammengezählt. Die Einheit des Indikators ist Anzahl Tage.